Project Update: "Kakao, Bäume und Klimaschutz"
Um was geht es beim Projekt?
Im vergangenen Jahr haben wir mit dem Projekt Kakao, Bäume und Klimaschutz bedeutende Fortschritte bei der Förderung eines nachhaltigen Kakaobaus in Peru erzielt. Gemeinsam mit der Kooperative Norandino unterstützt Stella Bernrain mit dieser Initiative Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den Regionen San Martín und Amazonas dabei, sich mittels dynamischen Agroforstsystemen an den Klimawandel anzupassen und langfristig produktive Systeme zu errichten.
In San Martín konnten bereits erfolgreich Setzlinge von Schatten und Kakaobäumen aus gemeinschaftlich organisierten Baumschulen gepflanzt werden. Dieses Jahr haben wir die Aktivitäten in die Region Amazonas ausgeweitet und arbeiten nun mit Kakaoproduzierenden entlang des Marañón-Flusses. In diesem Beitrag liegt der Schwerpunkt auf der Region Amazons.

Besuch der Kakaofelder mit Fortunato Velásquez und dem technischen Team von Norandino – ein wertvoller Austausch von Wissen und Erfahrung.

Einige Kakaoparzellen sind sehr abgelegen und nicht immer einfach zugänglich.

Bestimmung des Boden pH-Wertes.

Brachliegendes Land nach zwei Jahren ohne Bewirtschaftung – Fortunato erklärt, wie sich die nachgewachsene Vegetation ohne Verbrennen der Biomasse in ein dynamisches Agroforstsystem überführen lässt.
Fortschritte und Highlights
Anfang August hat Manuel Holzer von Stella Bernrain gemeinsam mit dem Projektteam vor Ort die Bäuerinnen und Bauern und deren Kakaofelder besucht. Mit dabei war der Agroforstexperte Fortunato Velásquez von Ecotop (Bolivien), der mit jahrzehntelanger Erfahrung im dynamischen Agroforst das Projekt begleiten wird. Zusammen mit dem technischen Team von Norandino besuchten wir verschiedene Bauernfamilien und deren Anbauflächen, um den sozialen und agroökologischen Kontext der Region besser zu verstehen und Entwürfe für acht Pilotparzellen zu erarbeiten, die wir gemeinsam mit den engagiertesten Bäuerinnen und Bauern der jeweiligen Communities errichten werden.
Ein zentrales Ziel des Besuches war es, geeignete Flächen für die Pilotparzellen zu bestimmen. Manche Kakaoparzellen liegen sehr abgelegen; für Pilotparzellen ist jedoch gute Zugänglichkeit wichtig, damit möglichst viele Bäuerinnen und Bauern sie besuchen und davon lernen können. Fortunato erklärte zudem, wie sich auf Brachland ein dynamisches Agroforstsystem ohne Verbrennen der Biomasse aufbauen lässt. Die nachgewachsene Vegetation dient dabei als natürlicher Ausgangspunkt für ein produktives System. Mit dem Projekt wollen wir auch aufzeigen, dass dynamische Agroforstsysteme ohne Brandrodung klare Vorteile gegenüber der verbreiteten Methode «Slash-and-Burn» bieten, die mit Brandrodungen von Brachland viele wertvolle Nährstoffe verliert.
Während der Besuche führten wir pH-Messungen an Bodenproben durch; sie zeigten, dass die meisten Böden in der Region deutlich sauer sind. Wir besprachen ausserdem die Bedeutung von Bananenstauden im Agroforst zur Minderung der Bodenversauerung sowie die Rolle des Baumschnittes. Baumschnitt dient als wertvoller Dünger, indem er zerkleinert und als Mulch auf dem Boden verteilt wird. So werden Nährstoffe zurückgeführt und die Versauerung reduziert.

Fortunato erklärt die Bedeutung von Bananenstauden – ein wichtiger Bestandteil dynamischer Kakao-Agroforstsysteme, um die Bodenversauerung zu verringern. |

Gespräch über die Bedeutung den Baumschnitt von Schattenbäumen in Agroforstsystemen (links). Die abgeschnittenen Äste werden in kleine Stücke zerkleinert, um den Boden zu bedecken und die Nährstoffe wieder zurückzuführen. |
Zu Beginn des Jahres hat das Projektteam gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern Baumschulen erstellt. Während in San Martín vor allem gemeinschaftliche Baumschulen errichtet wurden, bevorzugen die Produzierenden in Amazonas individuelle Lösungen, da die Kakaoparzellen dort weit verstreut liegen.
Mit den Pilotparzellen verfolgt das Projekt in Amazonas einen neuen Ansatz. Diese Flächen werden gemeinsam von Fortunato, Norandinos Technikerinnen und Technikern sowie den beteiligten Bauernfamilien bewirtschaftet. Dadurch können die Bäuerinnen und Bauern direkt sehen, welche Vorteile, aber auch welche Herausforderungen gut umgesetzte Agroforstsysteme mit sich bringen. Wer die Vorteile von dynamischem Agroforst selbst sieht, ist motivierter, den Ansatz auf den eigenen Parzellen zu übernehmen.

Lokale Baumschulen in Amazonas. Die Bäuerinnen und Bauern bevorzugen kleine, individuelle Baumschulen, da die Kakaoparzellen weit verstreut liegen. |
Herausforderungen und Erkenntnisse
Die abgelegene Lage des Projektgebiets in Amazonas macht die Umsetzung anspruchsvoll. Manche Dörfer verfügen über keinen Mobilfunkempfang und nd liegen mehrere Stunden von der nächsten Stadt entfernt. Das erschwert es, Feldtechnikerinnen und -techniker zu gewinnen und langfristig zu halten. Umso mehr freut es uns, nach einigen personellen Veränderungen nun mit Deibe García eine verlässliche Unterstützung an Bord zu haben.
Zudem konnten wir leider die Zusammenarbeit mit unserem ursprünglicher Knowledge-Partner ChobaChoba nicht fortsetzen. Daraus ergab sich jedoch die wertvolle Gelegenheit, mit Ecotop zusammenzuarbeiten – einem Beratungsunternehmen aus Bolivien mit über 30 Jahren Erfahrung im dynamischen Kakao-Agroforst. Diese Expertise stärkt das Projekt entscheidend.
Ausblick
Derzeit wählen die Feldtechnikerinnen und -techniker gemeinsam mit den Bäuerinnen und -bauern die am besten geeigneten Parzellen für die Pilotflächen aus. Zusammen entscheiden sie, welche Arten von Schatten- und Obstbäumen gepflanzt werden sollen. Zudem bereiten sie Workshops zu biologischen Anbaupraktiken vor, etwa zur Bodenfruchtbarkeit und zum Schädlingsmanagement, damit die Bäuerinnen und Bauern auch ohne Agrochemikalien gut Erträge erzielen können. Bis Ende 2025 sollen die Pilotparzellen errichtet sein den als praxisnahe Lernorte dienen.
Es ist beeindruckend, mit welcher Ausdauer, und Motivation die Kakaobäuerinnen und Kakaobauern und das Team der Kooperative arbeiten. Trotz Abgeschiedenheit, starker Regenfälle, grosser Hitze und begrenzter Infrastruktur produzieren sie Jahr für Jahr hochwertigen Bio-Kakao. Mit starken Unterstützungsstrukturen und dynamischen Agroforstsystemen schafft das Projekt die Grundlage für eine zukunftsfähige, klimaresiliente Bio-Kakaoproduktion in der Region.
Im August neigte sich die Haupterntesaison langsam dem Ende zu. Doch es gab noch einige Früchte an den Bäumen, die geerntet werden mussten. |

Autor
Manuel Holzer
Leiter Nachhaltigkeit