45 Jahre Stella Bernrain – Robert Keller geht in Pension


1. Wie hat deine Karriere bei Stella Bernrain begonnen, und was hat dich damals dazu bewegt, hier anzufangen?

Ich habe eine Lehrstelle im Lebensmittelbereich gesucht. In meinen Ferien hatte ich bereits bei Stella Bernrain in Kreuzlingen gejobbt und wurde schon damals vom Patron Adalbert Müller gefragt, ob ich eine Lehre als Lebensmitteltechnologe Fachrichtung Schokolade bei Stella Bernrain absolvieren möchte. Der Beruf war damals ganz neu und hat mich sehr angesprochen.

2. Wie hat sich das Unternehmen über die Jahrzehnte verändert?

Wir sind von einer hauptsächlich für die Schweiz produzierenden zu einem weltweit tätigen Unternehmen gewachsen und liefern heute unsere Schokolade in 50 Länder rund um den Globus.
Die Strukturen sind dadurch viel komplexer geworden. Dies betrifft alle Stufen, von der Kundenstruktur über die Produkt-Entwicklung, bis zum Qualitätsmanagement und der Produktionstechnik. Zu Beginn meiner Tätigkeit waren die Maschinen mechanisch, heute ist alles digitalisiert.
Auch in der Verwaltung und dem Verkauf wird heute mit einem modernen ERP-System gearbeitet, während früher mit Schreibmaschine und Karteikärtchen hantiert wurde.

3. Welche Produkte / Innovationen bleiben dir besonders in Erinnerung?

Dies sind sicher die Osterhasen. Wir haben versucht jedes Jahr Innovationen auf den Markt zu bringen. Das ist immer ein spannender und belebender Prozess.

4. Gibt es ein Produkt, auf das du besonders stolz bist?

Zum Beispiel unser Hase «Mäx», den ich selbst skizziert und umgesetzt habe, von der Idee bis zum Vertrieb. Die Form wird heute noch für verschiedene Artikel genutzt.

5. Wie hat sich die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Qualität im Laufe der Jahre entwickelt?

Von Nachhaltigkeit hat in den 1970er Jahren noch niemand gesprochen.Trotzdem haben wir bei der Planung unseres Erweiterungsbaus 1980 eine Wärmerückgewinnungs-Anlage installiert, die für Stella Bernrain eine sehr grosse Investition in die Nachhaltigkeit bedeutete. Wir haben alle möglichen Maschinen, die mit Wasser gekühlt oder beheizt werden müssen in diesen internen Wasserkreislauf integriert und somit ca. 98% Wasser eingespart. In diesem Prozess wird verbrauchtes Kühlwasser gegen verbrauchtes Heisswasser über einen Wärmetauscher geleitet und so wieder zum Heizen und Kühlen aufbereitet.
Zu Beginn der 1990er Jahre hat Stella Bernrain als eine der ersten Unternehmen erste Bio und Fairtrade Produkte auf den Markt gebracht. Somit wurde auch der Gedanke von Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema, das bis heute einen sehr grossen Stellenwert einnimmt. Heute wird die gesamte Wertschöpfungskette analysiert und in die Nachhaltigkeits-Bewertung eines Produkts mit einbezogen. Dabei spielen auch ethische Werte eine grosse Rolle.
Die Qualität der Produkte war immer schon ein wichtiger Faktor, der bei Stella Bernrain hochgehalten wird. Dies beginnt beim sourcen der Rohstoffe, bis hin zur Entwicklung und Produktion der Produkte. Nicht zu vergessen sind dabei auch die vor- und nachgelagerten Prozesse, die die Qualität eines Produktes abrunden. Dazu kommen etliche Zertifizierungen, die die Prozesse regeln und somit zur konstant hohen Qualität beitragen.

6. Schokolade ist heute in sehr vielen Varianten erhältlich. Welche Trends oder Veränderungen hast du in der Produktvielfalt beobachtet?

Es ist immer noch so, dass die «altbewährten» Schokoladen die Mehrheit der Produkte in den Verkaufsregalen ausmachen. Aber die Innovationen sind es, von denen man spricht. Wir sind hier sehr innovativ.
Das Sortiment hat sich extrem gewandelt. Heute sind Produkte, wie Proteinriegel im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Gesundheitstrends versucht man in die Produkte miteinzubeziehen, was bei einem Genussprodukt wie Schokolade nicht immer einfach ist.
Da meiner Meinung nach eine Schokolade, oder ein Schokoladenriegel in erster Linie gut schmecken muss, um erfolgreich vertrieben zu werden. Den Vegan-Trend zum Beispiel haben wir aufgenommen, weil die damals im Markt erhältlichen veganen Produkte nicht geschmeckt haben.
Ich bin der Meinung, dass uns die Entwicklung von schmackhaften veganen Schokoladen sehr gut gelungen ist.

7. Wie läuft ein Projekt bei Stella Bernrain ab?

Ein typischer Projekt-Ablauf beginnt mit der Idee. Diese kann intern oder von einem Kunden stammen. Die Idee wird auf Ihre Machbarkeit geprüft.
Wir diskutieren die Zielgruppe und das Format, welches das Produkt haben soll. Ein Entwicklungsprojekt wird eröffnet. Danach beginnt die Entwicklungsabteilung an der Rezeptur zu arbeiten.
Erste Vorschläge werden degustiert und diskutiert. Üblicherweise werden Änderungen an der Rezeptur vorgenommen und neue Muster hergestellt. Findet man das Produkt gut, werden die nächsten Schritte eingeleitet. Die Preisbildung, die schon vorher abgesteckt wurde, wird finalisiert. Zeitpunkt der Lancierung, Erstproduktion und Einführung im Markt werden koordiniert.

8. Wenn du an die Zukunft denkst:
Welche Schokolade von Stella Bernrain würdest du gerne in den Regalen sehen?

Natürlich unsere neusten Entwicklungen. Wir sind mitten im Prozess eine neue Schokoladen-Linie zu lancieren, die eine junge und dynamische Zielgruppe ansprechen soll.

9. Was bedeutet Schokolade für dich persönlich?

Schokolade ist für mich ein Lebenselixier. Sie passt zu allen Lebenslagen, ob man traurig oder fröhlich ist. Sie ist Energiespender, Geschenk und Aufsteller für jeden Tag.
Zudem Schokolade ist gesund, wenn sie im richtigen Mass genossen wird, oder geht es Dir nicht viel besser, wenn Du ein Stück Deiner Lieblingsschokolade gegessen hast?


Robert Keller war mehr als 45 Jahre bei Stella Bernrain beschäftigt. Er hat seine Laufbahn mit einer Lehre zum Lebensmitteltechnologen begonnen und war danach in verschiedenen Positionen, in der Produktion, AVOR sowie Marketing & Vertrieb tätig. Seit 1998 ist Robert Keller Teil der Geschäftsleitung und verantwortet das Geschäftsfeld Hausmarken. Robert geht Ende Juli 2025 in den wohlverdienten Ruhestand. Wir danken ihm herzlich für seinen langjährigen Einsatz und wünschen ihm alles Gute im neuen Lebensabschnitt.

Interview von Robin Auer, Marketingleiter

Interview mit:  
Robert Keller
Leiter Marke